Mimi muss mal

Zunächst muss ich gestehen, ich habe keine eigenen Kinder. Jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass manche Erziehungsmethoden nicht so glücklich sind.

Einkaufen gehen ist ja immer eine emotionale Herausforderung. Menschen, welche einem im Weg rumstehen, orientierungslose Väter die samt Kinder einkaufen geschickt werden, damit Mutti mal Ruhe hat, Paare, welche gemeinsames Einkaufen romantisch finden und lauter solche freudigen Begegnungen.

Neulich habe ich mein persönliches Highlight erlebt. Die kleine Mimi muss mal.

Bereits auf dem Parkplatz fiel mir Mandy mit der kleinen Mimi auf. Warum? Weil Mandy kaum den Einkaufswagen auslösen konnte, aufgrund ihrer schicken langen Fingernägel und die kleine Mimi verloren am Eingang rumstand. Selbstverständlich hat Mandy das Handy am Ohr und erfüllt leider jegliches Klischee, welches einem so in den Sinn kommt.

Nun gut, man eilt vorbei und hofft das Beste.

Bereits an der Gemüseauslage beginnt der Showdown. Schnellstmöglich versuche ich meine Tomaten und Gurken einzusammeln um Mandy und Mimi zu entfliehen. Da sehe ich, wie die kleine Mimi ihre Mama an der Jacke zieht. Gar nicht genervt reagiert Mandy mit einem freundlichen „WAS?!“.
Die kleine Mimi flüstert ihr etwas zu und ich gestehe, die Neugierde hat mich gepackt.

Der Gesichtsausdruck von Mandy sagt alles. Von null auf hundert entgleisen ihr die kosmetikgefestigten Gesichtszüge und sie fährt Klein-Mimi in einer Lautstärke an, die ihresgleichen sucht: „Wie du musst jetzt Pippi? Das geht halt nicht, man eben waren wir noch daheim.“.
Mimi, ich schätze knapp zwei Jahre alt, ist sichtlich peinlich berührt und flüstert ihrer Mama wohl zu, es sei dringend. Zumindest muss es so etwas gewesen sein, denn die Antwort Mandys macht mich fertig.

„Boa, man, es geht nicht. Und überhaupt, dann mach halt in deine Windel, wozu hast denn eine an, echt jetzt.“.

Ich bin mir nicht sicher, aber irgendwas sagt mir, dass dies nicht unbedingt die richtige Antwort ist und nicht gerade dazu beiträgt, dass ein Kind stubenrein wird …

Mandy wandelt von Dannen, blökt in ihr Handy: „Ja, echt man, im Laden, muss sie jetzt halt durch.“. Und ich bleibe fassungslos mit Mimi bei den Karotten stehen.