Thekla loadet down
Vorgesetzte, ein Quell der Freude und oftmals ist ihr Handeln auch die Erklärung, warum und wieso sie so sind wie sie sind und für manches, das uns so leicht von der Hand geht, länger brauchen.
Schon mal darüber nachgedacht, weshalb Vorgesetzte immer im Stress sind, nie Zeit haben und dauergenervt sind? Ich hätte da so eine Idee, woran es möglicherweise liegen könnte.
Alles natürlich rein hypothetisch…
Mal angenommen, man wandelt zu seiner Vorgesetzten mit der freudigen Nachricht, man benötige von ihr die Vorlage für die neuen Verträge. Sie solle diese doch einfach per Mail an mich schicken oder wahlweise auf den bereits mitgebrachten USB Stick ziehen.
Der geneigte Untergebene ist nun der Meinung, dies sei eine Sache von wenigen Sekunden – ok, vielleicht ein paar Minütchen. Dass das Ganze aber in eine erneute handfeste Krise ausartet, ist selbst mir mal wieder neu.
Thekla schaut mich fragend an. Verträge? Neu? Wie? Wo? Welche und wie schicken oder ziehen?
Just in diesem Moment wird mir klar: Ich Depp! Freundlich lächelnd teile ich ihr mit, die neuen Verträge seien bei ihr im System, sie müsse diese lediglich downloaden und mir zur Verfügung stellen, dann würde ich mich um alles weitere kümmern.
Tadaaa! Das Spiel beginnt.
Thekla sucht zunächst, wo genau die denn sein könnten, die Verträge. Meiner einer will sie jetzt schon von der Tastatur wegschupsen und die gerade mal drei notwendigen Klicks selbst machen. Aber nein, ich bin ja gut erzogen. Also beobachte ich fasziniert und mit offenem Mund, wie lange sich das hinziehen kann.
Theklas erster Schritt: Wild mit der Maus auf den bereits geöffneten Ordner drücken und dann feststellen, ist ja schon auf.
Schritt zwei: Dokument suchen. Wie sucht man ein Dokument? Richtig, man rollt mit der Maus langsam, ganz langsam die Seite von oben nach unten und wieder zurück, um das Dokument zu finden. Die Suchleiste benutzen nur Amateure!
Schritt drei: Download starten. Thekla findet unverzüglich den Downloadknopf im Browser. Drücken. Nu drück doch … Thekla hadert … lieber erst mal nur Ansicht.
Schritt vier: Ansicht ist gut! Ansicht passt! Dann könne sie das ja jetzt ausschneiden.
„Hä!?“. Ich entschuldige mich und sage: „Bitte was? Wieso denn ausschneiden?“.
Thekla erklärt mir kleinem Licht nun die digitale Welt. Man müsse das ja jetzt ausscheiden und dann in ein neues Dokument einfügen, sonst könne man das Word-Dokument schließlich nicht bearbeiten.
Fragend schaue ich Thekla an und wage zu antworten: „Das ist ein Word-Dokument. Kann man einfach herunterladen und dann speichern unter machen.“.
Nee nee nee. Thekla will es ausscheiden und einfügen. Merkt dann: Geht nicht, is ja nur Ansicht. Also alles wieder zu machen und von vorne. Erneut möchte ich den Schreibtischstuhl samt Thekla wegrollern und das Ganze selbst in die Hand nehmen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hat sie das Dokument wieder gefunden, weil war ja zu und wieder weg, öffnet es erneut – jetzt auch mit dem Befehl „herunterladen“ – und begibt sich noch einmal auf die Suche, denn „Ach herrje, wo hat es denn das nun wieder abgespeichert?“.
Und Thekla sucht. Und sucht. Ich übe mich in Geduld, Ruhe und Zurückhaltung. Denn keine fünf Minuten später hat sie es ja schon gefunden. Thekla speichert es jetzt brav unter Dateien ab und schaut mich freudig an. „Fertig“.
Meine Wenigkeit: „Ähm, nee du, ich bräuchte das ja jetzt per Mail oder auf meinem Stick. Ist ja jetzt nur bei dir abgespeichert.“.
Thekla schaut mich fragend an. „Ach so ja, Moment dann mache ich das nochmal auf und speichere es erneut.“.
Fassungslosigkeit.
Das Word-Dokument wird erneut geöffnet – immerhin von ihren Dateien, es wird erneut AUSGESCHNITTEN, eingefügt und dann endlich auf meinem Stick gespeichert.
Geht doch, waren ja eigentlich auch nur 20 Minuten jetzt. Leben am Limit!