Hällowiehn
Wenn sich mit aufziehender Dämmerung zunehmend düstere Gestalten in seltsamen Klamotten und allerhand Unfug im Sinn auf den Strassen herumtreiben – und man sehr viel Pech hat – dann hat sich die Stadt, in der man wohnt, einen AfD-Parteitag eingetreten.
Wenn man nicht ganz so viel Pech hat, ist nur wieder mal Hällowiehn. Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Wassonstnochgeschah™.
Hällowiehn. Mit Schreibfehler eine legendäre deutsche Metal-Kapelle, ohne entweder ein ziemlich langweiliger Film mit toller Musik von John Carpenter oder eben die koksende kleine Schwester von Karneval – und ich finde Karneval schon nur so mittel-super.
Halloween kennen Menschen meines Alters, die so kurz nach dem Urknall aus den Meeren gekrochen kamen, eigentlich nur aus amerikanischen TV Serien ab Ende Achtziger. Bei den Simpsons gab es sowas. Bei Roseanne und Friends auch und später dann sowieso überall.
Als ich klein war gab es bei uns nur den sterbenslangweiligen Film. Der, in dem ein stummer Typ mit einem alten Fussball im Gesicht und einem grossen Messer in der Hand hinter Jamie Lee Curtis her rennt. Niemand im Grundschulalter wäre je auf die Idee gekommen, bei wildfremden Häusern zu klingeln und um ein Snickers zu betteln. Erst die Zuspätgeborenen denken vermutlich, der Blödsinn wäre normal.
Wir jedenfalls sehen zu, dass wir an Halloween spätestens um 17.00 Uhr das Haus verlassen und nicht vor 23.00 Uhr daheim sind. Wir fliehen ins Kino, ins Konzert oder – gottbewahre – Theater, nur um nicht mit ansehen zu müssen, wie völlig überforderte Menschen leicht panisch ihren komplett aufgeputschten Blagen nachhasten. Diese verhängnisvolle Mischung aus Unmengen Zucker, ADHS und übler Gruppendynamik, da machst du nix. Da bist Du besser einfach gar nicht da.
In diesem Sinne: ein fröhliches Halloween. Ich hoffe für Sie, Sie haben reserviert. Denn wir sind beileibe nicht die Einzigen, die das bunte Treiben gar nicht mal so geil finden.

